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Aus der Praxis

Hier möchten wir Ihnen hier die Möglichkeit geben, Erfahrungsberichte von anderen Brackenführern zu lesen.Gerne können Sie uns ihren eigenen Erfahrungen zusenden und wir freuen uns über jeden Artikel, anderer Brackenführer, den wir veröffentlichen können.

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Frisches Blut vom Balkan

Verfasser: Dr. Johannes Plenk, erschienen im "Der Anblick 07/2013"

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Butler`s Nachsuche

Butlers Nachsuche

Am 28. Januar fuhr ich morgens gegen 11 Uhr durch mein verschneites Revier in MVP um die Kirrungen zu kontrollieren Als ich von einer Kirrung wieder zum Auto komme, entdecke ich Schweiß auf einem stark befahrenen Wechsel mitten auf dem Weg. Frische Fährten von fast sämtlichen, im Revier vorkommenden Wildarten, sind auf dem Wechsel zu sehen (Damwild, Rehwild, Schwarzwild und Fuchs). Nachdem ich meine Büchse und Butler aus dem Auto geholt habe, folge ich der Fährte bzw. dem Hund am Riemen. Anfangs ist er noch ziemlich nervös und lässt sich durch die vielen frischen Fährten verleiten. Nach ca. 200m interessiert ihn nur noch die Schweißfährte, die aber immer weniger sichtbar wird. Mittlerweile ist klar geworden, dass es sich um eine stärkere Sau handelt, der bereits ein Fuchs gefolgt ist. Nach etwa 2km in einer Douglasien-Dickung wird Butler Laut, sodass ich ihn schnalle. Nach 20 m steht er vor einem Dornenverhau und gibt erregt Laut. Als ich heran komme sehe ich in den Dornen eine starke Sau sitzen, die mich sofort annimmt. Da Butler links neben mir im Augenwinkel sichtbar ist, kann ich schnell schießen und somit den etwa 3-jährigen Keiler ca. 2m vor mir stoppen. Nach eingehender Untersuchung finde ich einen hohen Vorderlaufschuß ohne Knochentreffer, den er sicherlich ausgeheilt hätte. Damit hätte er mir und Butler noch ziemlich zu schaffen machen können. Nachdem ich die Sau (68kg aufgebrochen) versorgt und geborgen hatte, bin ich die Fährte vom Weg aus (ohne Waffe) noch einmal in die andere Richtung gefolgt. Nach ca. 3 km kam ich bei meinem Nachbarn an einer Kirrung an. Auf Nachfrage berichtete er, dass er am Vorabend einen Frischling aus einer größeren Rotte heraus erlegt hätte. Offensichtlich hatte ein Splitter oder das ganze Geschoss in der Peripherie den Keiler am Lauf erwischt. Für Butler war es die erste erfolgreiche Nachsuche auf eine noch lebende starke Sau über eine größere Distanz und für uns beide ein Erlebnis, dass wir so schnell nicht vergessen werden.

Mit besten Grüßen Andreas Krumme

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Dokumentation der Laufwege auf einer Bewegungsjagd in der ersten Jagdsaison!

Bodo

Bodo vom Kölsbachgrund (19 Monate) hat sich auf einer Fläche von 40 ha bewegt und ist dabei 21,8 km gelaufen. Für einen jungen Hund sehr beeindruckend.

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10 Jahre Führer einer Rauhhaarigen Steirischen Hochgebirgsbracke von Rudolf Zimmer

Verfasser: Rudolf Zimmer, Saarbrücken- Gersweiler, März 1997

Wie ich zu einer Bracke kam

Mein Rauhaarteckel verstarb im September 1986 vierzehnjährig von einem auf den anderen Tag. Es folgte eine sechsmonatige hundelose Zeit, in der der Wunsch nach einem neuen Jagdbegleiter immer größer wurde. Zwar bin ich dem Deutschen Teckelclub (DTK) bis heute treu geblieben, aber ein Revierwechsel ließ mich nach einer laufhöheren Rasse Ausschau halten. Der Neue sollte rauhaarig, unkupiert, nicht allzu groß und für die Nachsuchenarbeit geeignet sein. In einem Jagdhundebuch wurde ich fündig. Der damalige Vorsitzende des Deutschen Brackenvereins (DBV) war mir bei der Suche nach einem solchen Hund behilflich.

Der erste Kontakt Hund und Führer

Am 12. Juli 1987 war es dann soweit, die Verbindung 'Burgl von Rauchkoppen' mit 'Alf vom Seewirtsgraben' brachte 4,4 Welpen. Der neue Zwinger- name 'vom Fuchsrain' wurde eingetragen. Am 06. 09. 87 holte ich den mir zugesagten Welpenrüde beim Züchter ab. Das war der Beginn einer neuen und tiefen Hund-Mensch-Freundschaft. Der Welpe 'Arco vom Fuchsrain', Täto-Nr. DBV 433, bekam den Rufnamen 'Flori' nach St. Florian in der Steiermark. Seine erste Autofahrt von rund 250 km hat der kleine Kerl tiefschlafend absolviert. Zweimal weckten wir ihn zum Nässen, ansonsten lag er seelenruhig auf der Fußmatte.

Die erste Zeit im neuen Heim

Bei der Ankunft in seiner neuen Heimat, einem großen Garten direkt am Walde, suchte er sich sogleich ein Plätzchen aus, den er bis zum heutigen Tage als Lieblingsplatz beibehalten hat. Jeder durfte den kleinen Burschen anfassen, streicheln und kraulen. Die erste Nacht meldete er sich zweimal und suchte offensichtlich den Wärmekontakt seiner Wurfgeschwister.Nun wurden alle schlauen Bücher über Hundeerziehung herausgesucht oder neu gekauft. Die letzte Welpenerziehung lag ja schon 15 Jahre zurück und man wollte ja alles richtig und nach den neuesten Erkenntnissen machen. Ein Ausbildungsplan musste her. Genau nach Wochen, entsprechend dem Entwicklungsstand des Welpen, wurde die Ausbildung geplant. Lange Feldleine für indirekten Zwang, Dressurangel usw. wurden beschafft oder gebastelt. Eine kleine Halsung wurde gekauft und daran ein Seil von ca. 2 m Länge befestigt. Mit der Halsung und dem daran befestigtem Seil wurde der kleine Schüler im Garten und Hof zeitweilig beschäftigt. So lernte er sehr schnell, dass ein Tritt auf das Seil, also die Leine, ihn zwar kurz stoppt, er dies aber selbst korrigieren konnte. Nun soll hier nicht der Ausbildungsplan eines Nachsuchenhundes beschrieben werden, sondern der Werdegang einer Steirischen Bracke, die zu einem gefragten Nachsuchenhund wurde.

Die Entscheidung für die Nachsuchenarbeit

Neben der kurz angedeuteten spielerischen Welpenerziehung wurde der Grundstein für die Fährtenarbeit gelegt. Nachdem die obligatorischen Futterschleppen in Garten, Feld und Wald gelegt und gearbeitet waren, begann ich die ersten längeren Fährten mit Rinderblut zu spritzen und dann arbeiten zu lassen. Gleichzeitig dazu brachte ich den Hund an gesundes lebendes Wild. Ich kannte die Lager der Rehe im Revier und im Stadtwald, in dem wir jeden Tag unseren Spaziergang machten. Auch Schwarzwild ist hier Standwild. Wollte der Hund einen Wechsel annehmen, wurde er mit Feldleine und indirektem Zwang daran gehindert und anschließend gelobt. Nach einiger Zeit war der Ausbildungsstand so, dass das Apportieren und die Übernachtfährte auf dem Ausbildungsprogramm standen. Meine Hand mit Lederhandschuh in seinem Fang kam ihm offensichtlich albern vor, jedenfalls sagte dies sein Blick. Eine Übernachtfährte war gelegt, aber es regnete in Strömen. Was tun: abwarten bis es aufhört zu regnen ? Nachdem 12 Stunden lang Regen auf die Fährte fiel, hatte ich kaum noch Hoffnung auf eine sinnvolle Suche. Jedoch ich täuschte mich, dieser Bursche suchte Meter für Meter vorwärts und war wie besessen von dem Drang zum Ende der Fährte zu gelangen. Dies gelang ihm auch. Ich war begeistert. Ich dachte mir, einmal ist keinmal und nahm mir vor, die nächste Fährte 40 Stunden stehen zu lassen. Dies probierte ich auch nach wenigen Tagen und siehe da, je schwieriger um so lieber wurde der Fährtenverlauf erschnüffelt. Jetzt war meine Entscheidung gefallen; Apportierer und Stöberer gibt es genug, was zur Zeit fehlt sind fährtentreue Nachsuchenhunde.

Die ersten Erfolg auf der Krankfährte

Im März 1988, also im Alter von 8 Monaten, musste mein 'Flori' unerwartet zeigen, was er bisher gelernt hatte. Bei der Einarbeitung zur Hasenbrackade als Vorbereitung auf die Anlageprüfung müdeten wir ein weibliches Stück Rehwild auf. Das Stück schonte den linken Hinterlauf sehr stark. Bei der Rückkehr von der Hasenspur kreuzte der Hund die Fährte, nahm sie lautgebend auf und stellte das Stück nach ca. 500 Metern. Er versuchte das Stück an dessen schlenkerndem Hinterlauf zu fassen, was ihm aber mangels Erfahrung nicht gelang. Ich rief den Hund zurück. Wir eilten zum Auto, holten Gewehr und Riemen und begannen an der Stelle mit der Riemenarbeit, an welcher der Rüde von dem Stück abgelassen hatte. Nach ca. 300 Meter kamen wir im angrenzenden Wald an einen Bachlauf, dort hatte sich das Stück Rehwild niedergetan, und ich konnte ihm den Fangschuss antragen. Vermutlich wurde die linke Hinterkeule bei einem Autounfall zerschmettert. Im gleichen Jahr, einen Tag vor unserer Abreise zur Anlageprüfung des Österreichischen Brackenverein (ÖBV) in Vandanz, wurden wir zu einer Suche auf ein Stück Schwarzwild an die deutsch/französische Grenze gerufen. Eine Vorsuche mit einer Kurzhaarhündin hatte bereits stattgefunden und war erfolglos abgebrochen worden. Das Stück war mit Brenneke auf 30 Meter Entfernung am Abend zuvor beschossen worden. Wir begannen die Suche um 12:00 Uhr. Vom letzten Wundbett an verlief die Fährte ohne Schweiß aus dem Wald heraus über einen Stoppelacker in eine Schlehendickung, wo wir nach ca. 500 Meter die verendete Sau fanden. Diese zwei geschilderten Suchen sollten nur der Auftakt sein für die folgenden, bis heute rund 280 Sucheneinsätze. Die Ruhe und Gelassenheit mit welcher der Rüde den Anschuss untersucht, sich einbögelt, bogenschlägt und sich selbst korrigiert hat noch jeden dabeigewesenen Jäger begeistert. Mitgeführte Hunde anderer Jäger interessieren ihn während der Suchenarbeit nicht. Eine Besonderheit in seinem Verhalten auf der Rotfährte lässt mich sofort erkennen, dass er der richtigen Fährte folgt. Beim Revier- oder Spaziergang meidet er jegliche Art von Wasser. Pfützen oder Bachläufe werden entweder umgangen oder übersprungen. Auf der Krankfährte stört dies ihn nicht, selbst Schlamm in Suhlen werden mutig durchwatet, auch wenn nur noch Kopf und Hals frei sind. Allerdings erwartet er nach getaner Arbeit eine liebevolle Generalreinigung.

Bericht über die abgelegten Nachsuchenprüfungen

Das Jahr 1989 stand ganz im Zeichen der Vorbereitungen für die geplanten Schweißprüfungen. Als erstes meldete ich uns zu einer Schweißhundeprüfung des Deutschen Teckelclubs, Gruppe St. Ingbert an. Ein Hase auf der Fährte, den ich zwar nicht, die Richter aber sehr wohl sahen und den der Hund sofort in die Nase bekam, kostete uns 8 Punkte. Trotzdem erster Preis mit 92 Punkten und Tagessuchensieger. Derart gestärkt meldete ich uns zur Verbands-Schweißprüfung an. Deren Ausrichter war die Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) und der Verein Deutsch Drahthaar, Gruppe Saarland. Auch hier wurden wir Tagessuchensieger mit einem ersten Preis. Der Ehrgeiz geweckt. Nächstes Jahr wird die 40 Stunden Fährte versucht! Aber wo Licht ist, ist auch Schatten und es soll nicht verschwiegen werden, dass es Prüfungsniederlagen gab. Eines habe ich jedenfalls gelernt: meine Bracke hungrig zu einer Prüfung mitzunehmen ist für ihn eine Bestrafung. Die Fachliteratur allerdings empfiehlt den Hund vorher hungern zu lassen. Auf der natürlichen Wundfährte war 1989 ein ruhiges Jahr mit 8 Suchen, davon 6 mit Erfolg, 1 Kontroll- und 1 Fehlsuche. Der Erfolg meiner Steirer Bracke sprach sich in dem kleinen Saarland schnell herum und die Anfragen für Nachsuchen mehrten sich. Gleichzeitig wurde aber fleißig weitergeübt für die bevorstehende 40 Stunden Fährtenprüfung. Diese fand dann im Oktober statt und da meine Bracke der einzige Kandidat für 40 Stunden Fährte war, durften wir den Suchentag eröffnen. Nach 25 Minuten waren wir am Stück. Auch diesmal erster Preis und folglich auch Tagessuchensieger. Für 1990, kurz vor der Prüfung auf der 40 Stunden Fährte, wäre eine besondere Suche zu erwähnen, bei der ein Stück Damwild zur Strecke kam. Der Fährtenverlauf war für mich derart verwirrend, dass ich an der Richtigkeit zweifeln musste. Ein jagender Tierarzt sagt mir aber am Anschuss, nach dem er Ausschusspartikel berochen hatte: es riecht nach Gescheide, tief, hinten, das Stück muss liegen. Also, Vertrauen in den Hund und weiter, und siehe da, nach ca. 300 Schritten Panseninhalt. Den hat der Hund sich sofort einverleibt und weiter ging die Suche. Nach nochmals 400 Schritten lag das Damtier verendet in einer Fichtenschonung. Von Schweiß war auf der gesamten Fährte für mich nichts zu erkennen.

Zusammenfassung meiner Erfahrungen

Diesen letzten Abschnitt beginne ich mit dem Leitspruch des Österreichischen Brackenvereins von F.B. Laska:

Das eig' ne verkennen für Fremdes entbrennen, welch kindliches Spiel! Das Eigene ehren, veredeln, vermehren sei unser Ziel.

Dieser Spruch hat auch heute noch eine aktuelle Bedeutung. Dem Gewerke und Hammermeister Peintinger ist es vor 120 Jahren gelungen, einen beweglichen, mittelgroßen, feinnasigen und führigen Suchenhund zu züchten. Einen Hund, der seinerzeit für die Berufsjäger in den schwierigen Gebirgslagen geschaffen wurde, und der sich heute genauso in den Revieren des Hügellandes und der Ebene bewährt. Ein Jäger, welcher sich der Nachsuchenarbeit verschreiben will, findet in ihm genau den richtigen Jagdbegleiter. Das Zusammenleben mit dieser Hunderasse bereitet ganz einfach Freude. Eine reine Zwingerhaltung allerdings ist unangebracht. Die steirische rauhaarige Hochgebirgsbracke hat eine starke Führerbindung, wahrscheinlich geprägt über viele Generationen einmal durch das gemeinsame Beuteerlebnis bei den Suchen und wohl auch aus dem engen Zusammenleben von Führer und Hund. Eben weil sie so ruhig und ausgeglichen sind, sind sie in keiner Situation eine Belastung und werden somit immer und überall mit hingenommen. Allerdings gilt hier auch der Grundsatz, entweder Nachsuchenarbeit oder stöbern bzw. brackieren. Bei älteren und erfahrenen Hunden kann man schon mal eine Ausnahme machen. Wie ich bereits erwähnt habe, wurden wir bis heute zu rund 280 Sucheneinsätzen gerufen. Es waren 115 auf Rehwild, 155 auf Schwarzwild und 10 auf sonstige, wie Damwild, Hase oder Fuchs. Bei 110 Suchen waren bereits andere Hunde vor uns auf der Rotfährte. Erfolgreich waren 120 Suchen, 110 waren Kontrollsuchen und 50 Fehlsuchen waren zu verzeichnen. Erfreulich war, dass zu vielen Fehlsuchen nachträglich, teilweise nach Wochen, mir mitgeteilt wurde, dass das betreffende Stück beim Ansitz oder anlässlich einer Drückjagd doch noch zur Strecke gekommen sei.

Ich will ehrlich sein, ich wusste vor zehn Jahren noch nicht genau, was ich nun am anderen Ende des Riemens hatte. Heute bereue ich keine Sekunde in unserem gemeinsamen Zusammenleben.

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